„Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.“ John Ruskin

Der Zahntourismus ist ein sehr oft angesprochenes Thema seitens der betroffenen Patienten.

Eines vorab: Gute namhafte Zahnimplantate einer der wenigen Premiummarken, kosten im Ausland mittlerweile fast genau so viel wie in Österreich. Auf dem Gebiet der Zahnimplantate kann kein Patient mehr wirklich sparen.

Ein gutes Implantat kostet in Österreich ca 1000 Euro, in Ungarn 850-900 Euro. Das zahlt sich nicht aus, wenn man Hinfahrt, Rückfahrt, Aufenthalt , Benzinkosten , notwendige Kontrollen in der Zukunft, etwaige Komplikationen oder Nachbehandlungen und eventuelle Zusatzausgaben bedenkt. Und sollten Sie dennoch irgendwo lesen oder hören, dass ein Implantat nur 500 Euro kostet, dann bitte Vorsicht! Hier handelt es sich mit Sicherheit um billige Implantatsysteme ohne CE-Zertifizierung oder ohne Zulassung. Lassen Sie sich so etwas bitte nicht in Ihren Kieferknochen setzen! Hier wird am Material bzw am Wareneinsatz massiv gespart. Deshalb kann man auch Äpfel mit Birnen nicht vergleichen. Bei Implantaten sind Sie in Österreich mit Sicherheit besser aufgehoben, da gibt es keine Diskussion.

Fakt ist aber leider : reine Zahnbehandlungen für Kronen und Brücken auf vorhandenen Zähnen sind im Ausland wirklich deutlich billiger! Der betroffene Patient kann theoretisch zwischen 30 und 70% sparen.

Warum? Deutlich reduziertes Lohnniveau in Ungarn, weniger Sozialabgaben und geringere Lohnnebenkosten als in Österreich. In Ungarn verwenden zahntechnische Labors kaum Materialien, deren Richtlinienkonformität durch CE-Kennzeichnung belegt ist und deren Geräte und Produkte dem Medizinproduktegesetz Folge leisten. Weiters ist es so, und das ist der Hauptgrund für die großteils sehr schlechte Qualität der Arbeiten, dass die Kronen und Brücken nicht von geprüften Zahntechnikern angefertigt werden, sondern dass im östlichen Ausland der Zugang zu dieser zahntechnischen Berufsausübung sehr offen und einfach ist. Und diese Unternehmen spüren auch den wirtschaftlichen Druck und sind gezwungen binnen kürzester Zeit dies Arbeiten anzufertigen, da der Patient ja nur 3 Tage da ist. Das kann technisch und verarbeitungsmässig einfach nicht funktionieren, und deshalb werden schlechte schlampige Arbeiten den Patienten übergeben. Die schlechte Qualität kann der Patient nicht beurteilen und nicht bemerken, und leider hält alles, egal wie schlecht auch gemacht, mindestens 2 Jahre bis die ersten Probleme auftreten.

Vertrauensvoll lassen sich also tausende Österreicher jährlich wegen der günstigen Preise also in Ungarn behandeln und freuen sich , dass alles so schnell gegangen ist und so toll aussieht.

Die Realität sieht aber leider ganz anders aus …

Wie ist das aber mit jetzt Kronen und Brücken in Ungarn oder Tschechien? In Österreich kostet das ja so viel, in Ungarn ist alles viel billiger.

Der Patient glaubt leider lieber an wirtschaftliche Wunder und an das Gute im ungarischen Zahnarzt, als den geldgierigen österreichischen Zahnärzten, deren Kronen ja mehr als doppelt so viel kosten wie die ungarischen. Da ja auch die Kronen so viel billiger sind, rät der freundliche ungarische Zahnarzt natürlich gleich zu mehreren Kronen und im Handumdrehen sind die neuen Kronen eingesetzt. Aus der einen notwendigen Krone, die der heimische Zahnarzt vorgeschlagen hat, die dem Patienten aber viel zu teuer war, sind nun 3 oder 4 geworden. Und alles ist ja viel schneller fertig und im Mund! In Österreich muss man wegen einer Krone mehrmals zum Zahnarzt gehen, das dauert viel zu lange. Hier in Ungarn geht alles in einer Sitzung.

Anders als in Österreich werden diese Praxen bzw besser Behandlungszentren von europäischen Investoren aus rein wirtschaftlichen Gründen und nicht nach medizinischen Kriterien betrieben. Die behandelnden Zahnärzte sind nur Angestellte dieser Firmen und unterliegen einer strengen Umsatzkontrolle. Zu wenig Umsatz- kein Job mehr!

Es existiert also der wirtschaftliche Druck, zeit-und kostenintensive, zahnmedizinisch aber notwendige Vorbehandlungen, nicht oder nicht in ausreichendem Umfang durchzuführen. Diese Vorbehandlungen an Zähnen sind aber notwendig und stellen die Basis für einen langfristigen Erfolg dar. Vorhandene Schäden an Zähnen, die ja vorhanden sind bei den Patienten, da sie saniert und mit Kronen und Brücken behandelt werden wollen, können nicht in wenigen Tagen beseitigt werden.

Zahntourismus im Ausland kann für Patienten ein gesundheitliches Roulettespiel und trotz kurzfristiger Preisvorteile am Ende ein Minusgeschäft sein.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des MDK Deutschland. Im Rahmen einer Doktorarbeit der Universität Mainz wurden 60 Patienten, die im Ausland Zahnersatz erhalten hatten, nachuntersucht. Gut die Hälfte der Test-Patienten ließ sich in der Türkei mit preiswertem Zahnersatz oder mit Implantaten versorgen, 43 Prozent in den osteuropäischen EU-Beitrittsländern. Die Bilanz ist erschreckend: Nur 14 Fälle konnten bei der Nachbegutachtung als mängelfrei eingestuft werden. Generell war die Fehlerquote bei kompliziertem Zahnersatz höher als bei einfachen Teilprothesen oder Vollprothesen.

Eine weitere Studie wurde in der Schweiz von der Universität Bern veröffentlicht. Untersucht wurden 38 Personen, die in der Schweiz und 46, die in Ungarn Zahnsanierungen (zum Beispiel neue Kronen) durchführen ließen. Bei keinem lag die Sanierung länger als 3 Jahre zurück, keiner hatte Schmerzen. Die objektive Beurteilung: Keine der in Ungarn durchgeführten Arbeiten wurde von den Prüfern in eine der beiden besten Qualitätskategorien eingereiht. Dafür stuften sie 39% in die unterste Kategorie E ein – wenn etwa ein gesunder Zahn durch die Behandlung zerstört wurde. Fazit: Es kann Jahre dauern, bis Mängel zum Vorschein kommen.watch full movie Logan 2017 online

kronen

Zahntourismus sollte also gut überlegt werden. Kommt es später zu Komplikationen, drückt die neue Prothese oder die Verblendung der Krone bröckelt, dürfte der Patient den Abstecher bitter bereuen.

Wer wegen der nötigen Reparatur wieder ins Ausland fahren muss, wird kaum Einsparungen verbuchen. Außerdem gibt es weder eine einheitliche Arzthaftung noch einheitliche Regelung der Gewährleistung. In Ungarn gibt es prinzipiell keine Gewährleistung und auch am Rechtsweg ist die Gewährleistung im Schadensfall trotz EU nicht erstreitbar. Und prinzipiell hält fast alles, egal wie schlecht es gemacht ist, Minimum 2 Jahre. Nach 2 Jahren ist jede Gewährleistung vorbei und sollten die Patienten vorher schon Probleme haben und sich an die Praxis wenden, wird ihnen leider sehr oft mitgeteilt, dass der damals behandelnde Zahnarzt nicht mehr für die Praxis arbeite.

Anders als Haare oder Fingernägel wachsen verpfuschte Zähne nicht nach. Setzen Sie Ihre Zähne nicht leichtfertig aufs Spiel oder wie eine TV-Moderator einer Diskussionssendung zum Thema Zahntourismus einmal abschließend meinte: „ Zahntourismus ist wie Roulette, allerdings bedenken Sie bitte, die Chancen stehen 80 zu 20 gegen Sie!“

„Gott ist teuer – der Teufel ist billig“ sagt schon ein altes russisches Sprichwort

„Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.“
John Ruskin