(Teil 1 und Teil 2 habt ihr ja schon gelesen, Oder? (schmunzel-aber innerlich hoffend))

 

Das Ergebnis war ernüchternd!

Die Dame hatte definitiv zu wenig Knochen um überhaupt an eine All on 4-Behandlung denken zu können. Dazu muss man wissen, dass diese Behandlung wirklich in den allermeisten Fällen, wo Patienten noch Restzähne haben, möglich ist. Es ist niemals einfach, schon tricky, aber mit einer gewissen Erfahrung meistens wirklich möglich und erfolgreich durchführbar.

Wenn Du überhaupt wissen willst, wie das „All-on-4“-Konzept funktioniert: Klicke hier

Und das musst du jetzt einmal schonend einer Patientin beibringen, die so große Hoffnungen auf diese Methode und auf mich, auf meine Person, gesetzt hat.

Und in solchen Momenten kommt man sich als Behandler echt eigenartig vor.

Man muss einer Patientin erklären, die sich vertrauensvoll und hoffnungsvoll an mich wendet, dass ihr Wunsch eine Prothese erst gar nicht kennen zu lernen,  einfach nicht in Erfüllung gehen wird, weil er nicht in Erfüllung gehen kann. Irgendwie kommt man sich dann selber als Arzt immer auch irgendwie als Verlierer vor, als psychologischer Verlierer, weil man ja helfen will, aber in diesem speziellen Fall nicht so einfach helfen kann.

Und glaubt mir bitte einfach, dass es mir generell in allen Fällen wirklich nicht wichtig ist, welchen Umsatz ich mit Patienten mache, sondern was zählt ist, dass man gemeinsam mit dem jeweiligen individuellen Patienten eine Therapie und Behandlungsweise erarbeitet, die allen Ansprüchen gerecht wird. Das heißt natürlich auch, dass man im Rahmen des Budgets des Patienten arbeitet und dann schauen muss, eine Behandlungsart zu finden, mit der der Patient zufrieden sein wird, aber ich auch zufrieden bin. Meine Zufriedenheit ist sehr wichtig, denn ich mache nur Sachen, von denen ich überzeugt bin, auch wenn sie manchmal wirklich schwierig sind, aber ich muss das Gefühl haben, dass das Ganze eine Zukunft hat. Und da ist es egal ob es sich um einen einzelnen Zahn oder um eine Ganzkieferversorgung handelt.

Gerade bei Vollversorgungen muss man Wert darauf legen, dass, und das klingt jetzt komisch, mir der Patient auch als Mensch sympathisch ist und ich die ganze Behandlung mit ihm gemeinsam, ihn quasi aktiv begleitend, mit ihm erfolgreich erreichen will.

Man macht das in meiner Philosophie: Hand in Hand.

Und: Sympathie. Wir brauchen Sympathie!“

Der Patient muss die Behandlung und meinen Plan wirklich komplett verstanden haben, wirklich und echt verstanden haben und er muss sich auskennen, wie der genaue Ablauf sein wird.

Und Vertrauen! Vertrauen ist eigentlich das Wichtigste.

Und jetzt saß diese nette Dame da, und ich musste ihr sagen, dass ihre spezielle Situation einfach so verzwickt war. In meinem Hirn brodelte es schon automatisch. Alternativen bauten sich im Hintergrund meiner Gedanken auf, blitzartig fielen mir Behandlungen ein, die theoretisch machbar waren. Aber alle Alternativen waren eben nur Alternativen und keine perfekten Lösungen. Zähne raus, Prothese, Knochenaufbau nach Monaten mit all den Risiken des Misserfolgs, später implantieren mit anderen Lösungen des Zahnersatzes,….

Und all diese aufwändigen Behandlungen hatte ich über viele Jahre ja zur Genüge gemacht, aber es führte niemals zu meiner absoluten Zufriedenheit.

Und auch nicht so oft, wie man hofft, zu zufriedenen Patienten.

Aber hier werde ich im hoffentlich kommenden Kapitel über Knochenaufbau und Konzepte sicher noch ausführlich dazu kommen mich hier dann darüber auszulassen.

Ich lasse mir den Weg des Blogs noch ein wenig offen, möchte schauen, wohin meine Gedanken mich bringen.

Jetzt war eben diese eine Dame da, die zwar ein noch  funktionierendes Gebiss hatte, aber dieses eben in Bälde seinen Geist aufgeben würde. Aber sie hatte jetzt, bis auf die Optik, keinerlei Probleme, und jetzt kam der Dr.Jahl und schockierte sie komplett, da er die Situation ja schildern musste, und schildern muss man wahrheitsgemäß und korrekt, auch wenn es weh tut. Und dann in solchen Momenten hat man einfach das Gefühl, was zwar Blödsinn ist, aber immer wieder passiert, dass man selber als Arzt, weil ich ja Arzt und kein Zahnarzt bin, irgendwie keine passende und für mich selber optimale Lösung findet, sondern immer nur Kompromisse, die entweder sehr lange dauern und auch teuer sind, oder zu einem anderen Ergebnis führen, als die Vorgabe des Patienten war.

Und das meine ich mit „als Arzt denken“, und nicht als Zahnarzt.

Ich will wiederherstellen, will die Natur kopieren, will das Beste für Menschen, die sich an mich wenden, will rekonstruieren und nicht schlechtere Lösungen als meinen besten Vorschlag unterbreiten. Auch schlechtere Vorschläge bringen einem normalen Zahnarzt Umsatz und den braucht er ja , damit er wirtschaftlich überleben kann. Und deshalb kann ein Zahnarzt mit manch anderen, oft auch einfacheren Lösungen in der allgemeinen Implantologie auch gut leben. Einfach geht oft schnell, ist, wie gesagt einfach, aber wenn man hier den Hausverstand einschaltet, dann kann kaum was Gröberes schiefgehen. Ein Zahnarzt würde bei eben dieser konkreten Dame nun sagen:“ Liebe Frau X. Wir werden einfach eine schöne Prothese machen, nachdem wir die Zähne entfernt haben. Die Kassa zahlt derzeit sehr gute Zuschüsse, so dass Ihr Selbstbehalt sehr gering sein wird. Wir machen halt einfach, mit einer zusätzlichen Privatleistung ihrerseits, eine bessere Prothese als eine reine Kassenprothese. Und sie werden sehen, dass sie sich daran gewöhnen werden und das mit dem Gaumen gar nicht so schlimm sein wird. Und die Zähne an sich, da werden wir ganz spezielle Zähne , vielleicht sogar Porzellan, verwenden – Sie werden am Ende sicher zufrieden sein.

Wann starten wir?“

Der Zahnarzt kann also mit so einer Lösung sicher sehr gut leben, da es eine Standardtherapie ist, die prinzipiell richtig und absolut einfach machbar sein wird. Umsatz wird hier auf eine einfache und risikolose Art lukriert, es kann prinzipiell nicht viel passieren. Das ist auch eine anerkannte Therapie, das ist klar. Auch in späterer Folge bleiben ihm diese Patienten erhalten, da ja immer wieder Unterfütterungen oder ähnliche Reparaturen notwendig sein werden. Gut und wenn dann so eine Patientin nach 2 oder 3 Jahren dann unzufrieden sein wird, dann besteht immer noch die Möglichkeit sie zu einem Spezialisten oder in ein Krankenhaus zu schicken, wo dann mit viel Aufwand und sehr langwierig versucht wird die Situation zu verbessern. Wenn sie dann immer noch absolut feste Zähne im Sinne einer implantatgetragenen Brücke haben will, dann wird es ohne stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus und ohne Beckenkammentnahme nicht funktionieren, das Problem zu lösen.

Das ist langwierig und beeinträchtigt den Patienten monatelang massiv in seiner Lebensführung und im Berufsleben, und ist eigentlich mit einem  normalen Leben wirklich und tatsächlich nicht vereinbar. Warum? Weil nach dem Knochenaufbau, wo ja der entnommene Knochen für einige mit Schrauben am Restkiefer fixiert wird, genau dieser Aufbau keinen Druck oder Bewegung duldet. Das bedeutet, dass für viele Monate gar keine Prothese im Oberkiefer getragen werden darf.

Na bumm! Das ist doch keine Medizin, oder?

Wie soll man zahnlos ohne Prothese, und wir reden jetzt gar nicht vom Essen an sich, durch den Alltag kommen? Man kann sich nicht vorstellen, was das für den einzelnen betroffenen Menschen bedeutet. Man ist dann ja nicht einmal richtig arbeitsfähig, weil man ohne Zähne im Mund enorme Schwierigkeiten hat soziale Kontakte zu haben. Ein Mensch ohne Zähne schaut ja tatsächlich fürchterlich aus, Zähne sind ja DER Blickfänger im ganzen Gesicht. Das ist ja keine Medizin, Menschen die Prothese wegzunehmen und auf die hoffentliche Einheilung des vom Becken entnommenen Knochens zu warten, oder? Ein Mensch ohne sichtbare Zähne, und sei es nur eine Prothese, ist entstellt und nicht gesellschaftsfähig.

Wird in Bälde fortgesetzt, versprochen!

 

Bitte fragt mich ruhig etwas zum Thema, stellt Fragen, auch wenn sie euch blöd vorkommen, ihr wisst schon, es gibt keine blöden Fragen!

Falls euch das gefällt, dann einfach einmal die früheren beiden Kapitel anklicken,

weil das Ganze ja eine Geschichte wird:

Teil 1 

Teil 2

 

Autor: DDr.Gerald Jahl, FA für Mund-,Kiefer-und Gesichtschirurgie, www.jahl.at